1. Was ist Vertrauen?
Als Vertrauen kann man die subjektive Überzeugung von der Redlichkeit einer Person bezeichnen. Dabei können zwei Komponenten betrachtet werden:
- das Selbstvertrauen, also die Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten;
- und das Fremdvertrauen gegenüber anderen Menschen.
Vertrauen nährt sich aus Erfahrungen, Referenzen und Hörensagen. Dabei leistet Vertrauen ein kleines kognitives Wunder – es minimiert Komplexität.
2. Rahmenbedingungen für Vertrauen:
Anhand der Entwicklung eines Menschen können bestimmte Rahmenbedingungen in unserem Umfeld beschrieben werden, die das Entstehen von Vertrauen fördern.
- Damit grundlegendes Vertrauen entstehen kann, muss der Mensch Zugehörigkeit und Geborgenheit erfahren haben.
- Im nächsten Schritt muss Entfaltungsraum gegeben werden, um die eigene Wirksamkeit zu entdecken. Dabei ist eine wohlwollende Instanz, die konsequent das Nichtüberschreiten von Grenzen überwacht, sehr förderlich.
- Anschließend lernen wir, dass Strukturen und faire Spielregeln uns Orientierung und Möglichkeiten zur Standortbestimmung bieten, auf die wir vertrauen können.
- Wenn wir wissen wo wir stehen, können wir Vertrauen in unsere Spielräume gewinnen und diese individuell erweitern, um unsere persönlichen Ziele anzugehen.
- Damit im nächsten Schritt ein vertrauensvoller Austausch auf Augenhöhe entstehen kann, müssen Rahmenbedingungen für ein wertebasiertes Miteinander gegeben sein.
3. Paradoxon des Vertrauens
Ich möchte noch auf ein Phänomen im professionellen Kontext eingehen. Eigentlich jede Führungskraft mit der ich gesprochen habe, wünscht sich ein ein Betriebsklima, das von Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägt ist. Allerdings ist das Unternehmensklima je nach Unternehmen mehr oder weniger geprägt von Machtspielen, Konkurrenzdenken und Schuldzuweisungen.
Wenn wir kurz auf die Rahmenbedingungen zurückblicken verstehen wir, dass auch Vertrauensaufbau Zeit braucht. Vertrautheit entsteht, wenn man sich besser kennen lernt, eine Weile zusammenarbeitet oder miteinander Geschäfte macht. Allerdings – die dem Vertrauen innewohnende Gewissheit, sich auf den Anderen wirklich verlassen zu können, entsteht erst unter Krisenbedingungen. Hier zeigt sich, ob man zusammensteht oder jeder sein eigenes Fell retten möchte.
4. Der eigene Beitrag
Es ist wahrscheinlich nicht überraschend zu lesen, dass wir selber einen maßgeblichen Beitrag zum Vertrauensaufbau leisten und als Vorbild voranschreiten können.
- Sehr hilfreich ist, etwas Gutgemeintes in die Gemeinschaft einzubringen.
- Dabei braucht es auch eine gewisse Bereitschaft einen Vertrauensvorschuss zu geben, also ein Risiko einzugehen.
- Für unser Gegenüber ist Berechenbarkeit hilfreich. Wenn wir nicht heute so und morgen so entscheiden, erleichtert dies mit Sicherheit den Beziehungsaufbau.
- Wenn es uns dann noch gelingt regelmäßig und offen miteinander zu reden, ist dies schon die „halbe Miete“. Die Beziehungsqualität erhöht sich deutlich, wenn ich ehrlich mitteile, was ich fühle und denke. Auch zu seinen Fehlern zu stehen und sein Gegenüber an den Lern-Erfolgen teilhaben zu lassen wirkt authentisch. Dabei Takt und Timing im Blick zu haben ist sicher sehr hilfreich.
- Zu guter Letzt sollte klar sein, dass dies Zeit und eigene Beständigkeit braucht.